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Fahrbericht Porsche Cayman R: Zweisitzer mit Magersucht

25 Februar, 2011

Porsche Fahrbericht mit den technischen Autodaten im Überblick: Leistungsstarkes Fahrvergnügen verspricht der neue Porsche Cayman R. Das Kopieren fremder Ideen steht gegenwärtig nicht gerade hoch im Kurs. Das Kopieren eigener Ideen ist dagegen ungefährlich und wird von Porsche seit Jahrzehnten mit erstaunlichem Erfolg praktiziert.

Der 911er ist mittlerweile in 20 Varianten zu haben, für den Zweisitzer Cayman wird gerade die Basis für eine ähnliche Karriere gelegt.

Der neue Cayman R kommt dem Einsteiger-Elfer schon gefährlich nahe. Nur noch 25 Pferdestärken trennen den Newcomer von der Sportwagen-Ikone. 243 kW/330 PS stehen in Porsches "R-Klasse" zu Buche, zehn mehr als der Cayman S auf die Strecke zu bringen vermag. Erreicht wird diese Leistungssteigerung durch Änderungen in der Abgasanlage, die nur wenig Abgasgegendruck erzeugt und so den Saugmotor freier atmen lässt.

Damit die vergleichweise bescheidene PS-Erhöhung adrenalinausschüttend wirkt, wurde nach Kräften das reduziert, was bewegt werden soll. Außer den Alutüren, die schon mal 15 Kilogramm Mindergewicht bringen, wurde so ziemlich alles eingespart, was für vergnügliche Runden auf der Rennstrecke entbehrlich ist: Klimaanlage und CD-Radio sind nicht vorhanden, statt Standardssitze gibt es leichtere Karbon-Rennschalen. Alles in allem bringt der "R" rund 55 Kilo weniger auf die Waage als der "S", was das Kampfgewicht des Sportlers unter knapp 1 300 Kilogramm drückt.

Noch mehr Leichtigkeit ist möglich, wenn die Geldbörse schwer genug ist:
Eine Keramik-Bremsanlage ist auch für den 69 830 Euro teuren Cayman lieferbar. Für rund 8 000 Euro extra wird sie eingebaut, gibt sich Insidern durch ihre knallgelben Bremssättel zu erkennen und soll auch nach diversen Runden Nürburgring maximale Verzögerung gewährleisten. Wer die Magersucht auf die Spitze treiben will, kann sich eine leichtere Lithium-Ionen-Batterie bestellen, die gegenüber dem herkömmlichen Akku bis zu 15 weitere Kilo Mindergewicht erlaubt.

Mit einer leicht erhöhten Nenndrehzahl von 7 400 U/min wird schließlich ein Leistungsgewicht von 3,9 Kilogramm je PS erreicht. Ein um 22 Millimeter abgesenkter Schwerpunkt und die Neuabstimmung des Fahrwerks sorgen schließlich dafür, dass der Mehrpreis von rund 7 200 Euro gegenüber den bisherigen Top-Coupé auch im Fahrerlebnis spürbar wird.

Sichtbar ist der Sportler natürlich auch: Der Cayman R läuft serienmäßig auf 19 Zoll großen Felgen, trägt an der Front eine schwarze Einfassung für die Scheinwerfergläser und auf der Heckklappe einen in gleicher Farbe lackierten Spoiler. Im Hochgeschwindigkeitsbereich - der "R" läuft mindestens 280 km/h - sorgt der Heckflügel für 40 Prozent mehr Anpressdruck an der Hinterachse.

Die sportlich-dynamische Attitüde wird im Innenraum nicht nur von den Rennschalen dargestellt, sondern auch von farbigen Stoffschlaufen, die die herkömmlichen Öffnungshebel der Türen ersetzt haben. Originell und auffällig ist die in Außenfarbe lackierte Konsole. Nackt und ohne Schnickschnack, so die Botschaft, wird hier um jedes Zehntel gerungen. Auch der untere Teil des Armaturenbretts glänzt in der Farbe der Außenhaut. In den Hülsen der drei Hauptinstrumente hätte man allerdings besser auf die Farbe verzichtet. Deren serienmäßig metallisch schimmernde Einfassungen spiegeln sich nämlich nicht selten in der Frontscheibe. Wer störende Reflexionen vermeiden will, sollte gleich bei der Fahrzeugbestellung auf schwarze Gehäuse bestehen.

Der Cayman R würde sein Markenlogo zu Unrecht tragen, wäre er nicht die überzeugende Fahrmaschine, die man in ihm erwartet. Gleichgültig ob als Handschalter oder mit PDK-Doppelkupplungsgetriebe erfreut er durch hohe Lenkpräzision, ehrliche Durchzugskraft und kraftvollen Sound, der durch die Zusatzausstattung einer schaltbaren Auspuffanlage noch intensiviert werden kann. Die "Krawalltaste" ist eine Versuchung, gibt sie doch schon in niederen Drehzahlen der sechszylindrigen Stimme ein grollendes Timbre.

Auch ohne prophetische Gaben ist zuverlässig vorauszusagen, dass ein Erreichen der offiziellen Verbrauchswerte in der Praxis so gut wie ausgeschlossen ist. Mit 9,3 Litern je 100 Kilometer (PDK-Getriebe) soll der Cayman R fahrbar sein. Wer den Spaß sucht, der wird bei 12 oder 13 Litern heimkommen. In den Augen mancher ist der Cayman schon lange "der bessere 911er". Das ist sicher Geschmackssache. Zweifellos ist aber das "R"-Modell ein gelungener Auftakt zu einer Derivatstrategie, die auch in der kleinsten Nische noch Platz findet - für einen "RS" zum Beispiel. Axel F. Busse/mid Bild:Porsche

Pluspunkte: sehr gute Fahrleistungen, präzises Handling
Minuspunkte: Reflexionen in Frontscheibe, kostspielige Sonderausstattungen

Technische Autodaten Porsche Cayman R
Zweisitziges Sportcoupé mit Heckantrieb, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,35 Meter/1,80 Meter/1,28 Meter/2,41 Meter, Leergewicht 1 295 - 1 320 Kg; Kofferraumvolumen vorne/hinten: 150/260 Liter, Tankinhalt 54 Liter, 3,4-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit 243 kW/ 300 PS, max. Drehmoment 370
Nm/4 750 U/min, 0-100 km/h: 5,0 sek. (PDK: 4,9 sek.), Höchstgeschwindigkeit:
282 km/h (PDK: 280 km/h), Verbrauch 9,3 - 9,7 Liter, CO2-Ausstoß: 218 - 228 g/km., Preis: ab 69 830 Euro. mid/afb

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